Was ist Geld noch wert, wenn es so herausgeschossen und verfeuert wird

Montag, 20. August 2012

Das WIR-Geld in der Schweiz

eine Parallelwährung mit Geld, das ohne Zins arbeitet.
Die Schweizer waren jaschonimmer etwas schlauer als die anderen. Als die ganze Welt 1929 durch den Betrug der verschuldeten Banken ins Elend gestürzt wurde, haben weitblickende Leute in der Schweiz klammheimlich eine Parallelwährung eingeführt.
Was, das kann nicht funktionieren? Doch, das funktioniert in der Schweiz seit 80 Jahren, es ist das WIR-Geld, eine Erfindung von Silvio Gesell mit seiner Freiwirtschaftslehre Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
WIR-Geld ist ein umlaufgesichertes Geldsystem, das, im Gegensatz zur Goldsicherung, so arbeitet, dass das ganze Geld praktisch immer im Umlauf ist.

Der Tagesanzeiger Zürich schreibt dazu, Mit WIR-Geld aus dem Dilemma
Einige Passagen aus dem Artikel:
Der Brite Michael Butler, ein ehemals hoher Finanzbeamter bei der EU, hat kürzlich in der «Financial Times» eine neue Idee zur Lösung der Eurokrise lanciert: Defizitsünder wie Griechenland, Portugal oder Irland sollten zumindest temporär eine Parallelwährung einführen. Das würde bedeuten, dass diese Länder im Welthandel nach wie vor in Euro abrechnen, parallel dazu aber im Binnenmarkt ihre nationalen Währungen wieder benützen würden. Mit diesem Trick könnten gemäss Butler die strukturschwachen Euroland-Mitglieder zumindest teilweise ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder gewinnen
Es lohnt sich, die Idee der Parallelwährung zu prüfen, zumal es sich um ein altbewährtes Rezept handelt. Wir in der Schweiz kennen es seit den 30er-Jahren. Damals schuf die Wirtschaftsring-Genossenschaft das WIR-Geld, eine Parallel- oder Komplementärwährung. Heute rechnen rund 60'000 Schweizer KMU untereinander gelegentlich mit WIR ab, und zwar im Verhältnis von 1:1 zum Franken. Allerdings können WIR nur unter erschwerten Bedingungen in Franken getauscht werden. Trotzdem sind rund 800 Millionen WIR im Umlauf, und 200 Angestellte der WIR-Bank sorgen dafür, dass alles ordnungsgemäss abläuft.
Parallelwährungen sind minderwertiges Geld. Auch Schweizer Gewerbler werden in guten Zeiten lieber in Franken als in WIR bezahlt. Aber in schlechten Zeiten haben sie lieber einen WIR-Auftrag als gar keinen. Genau in der Minderwertigkeit liegt deshalb die Stärke einer Parallelwährung. Im WIR-Kreislauf ist man vor dem internationalen Wettbewerb geschützt. Mit WIR zahlt man in der Schweiz den Schreiner nebenan, nicht den Unterlieferanten in China.
Für die nicht mehr konkurrenzfähigen Euroländer wäre daher eine Parallelwährung die geeignete Medizin. Sie würde es möglich machen, dass sich die nationale Wirtschaft in den aktuell schlechten Zeiten wieder erholt.
Gelingt dies, dann kann man in den guten Zeiten getrost wieder zum Euro zurückkehren.
In der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre wurde mit Freigeld experimentiert – mit Geld, das nicht rostet.
(Tages-Anzeiger)
Eine Parallelwährung braucht eine eigene Bank
WIR-Bank in Basel

Die grösste WIR-Bank der Schweiz steht in Basel. Es wäre doch naheliegend, eine Auslandsabteilung anzuhängen und die deutschen WIR-Kunden zu betreuen.
Mit WIR-Geld kann in jedem Laden bezahlt werden, der WIR akzeptiert. Diese Parallelwährung ist aber am besten geeignet für das kleine und mittlere Gewerbe.
Privatleute können auch davon profitieren, wenn sie eine grössere Anschaffung tätigen, Möbel. Motorrad, Auto etc. Um Brot zu kaufen oder den Schuster zu bezahlen wäre nach wie vor der Euro die richtige Währung. Denn WIR-Geld hat man nicht im Portemonnaie, wie den Euro. WIR-Geld wird vom Bankkonto direkt abgebucht.
Erfahrungen mit dem WIR-Geld
Stefan Wyss ist Inhaber eines Gipser- und Malergeschäfts in Bern. Wenn er bei potenziellen Kunden eine Offerte einreicht, hört er oft dieselbe ungeliebte Frage: «Wie viel WIR nehmen Sie?» Dann gilt es für Wyss abzuwägen, welchen Anteil des Betrags er in WIR-Franken akzeptieren soll.
Theoretisch spielt das keine Rolle. Denn ein WIR-Franken hat den Gegenwert eines Schweizer Frankens – und Wyss könnte damit bei rund 60000 anderen kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz bezahlen. Genau dies war auch die Idee, als die Genossenschaft «Wirtschaftsring» (daher das Kürzel WIR) vor 75 Jahren ihre eigene Währung einführte: Das Geld soll im Kreise des Gewerbes bleiben – und dank dem Verzicht auf Zinszahlungen nicht auf die hohe Kante wandern, sondern möglichst rasch wieder in Umlauf kommen. Und jene Betriebe, die am System teilhaben, sollen von zusätzlichen Aufträgen aus dem Kreis der WIR-Teilnehmer profitieren.
WIR-Geld existiert nicht in der Form von Münzen und Noten, sondern nur in den Büchern der Genossenschaft, der heutigen WIR-Bank. Nimmt also Maler Wyss 5000 Franken in WIR entgegen, wird dieser Betrag auf dem WIR-Konto des Auftraggebers abgebucht und auf jenem von Wyss gutgeschrieben. Dies funktioniert per WIR-Verrechnungsauftrag, WIR-Debitkarte oder auch über das Internet.
Wenn Wyss die 5000 Franken eingenommen hat, was passiert dann mit diesem Geld auf seinem WIR-Bankkonto? Wyss muss das WIR-Geld so rasch als möglich wieder ausgeben, um einem Strafzins zu entgehen. Denn Geld, das nicht im Kreislauf ist, ist totes Kapital.
Beim WIR-Geld handelt es sich also um ein umlaufgesichertes Geld, dessen Umlaufsicherung durch das sofortige Wiedereingliedern des Geldes als Antrieb wirkt. Bei der Zinswirtschaft besteht der Antrieb im Kapitalzins, der erreicht werden muss.

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